Besuch bei Fa. Ilmor in England.

Bei einer Tour durch England und Schottland ergab es sich die Fa. Ilmor besichtigen zu können.

Schon bei Beginn der Entwicklung meines V8 Motors hatte ich Kontakt zu Herrn Illien aufgenommen.
Er war so freundlich meine Zeichnungen zu begutachten und mit mir durchzusprechen. So ergaben sich einige Verbesserungen die das ganze Projekt auf wesentlich sichereren Füßen stehen ließ.

Ich nutzte also meine Kontakte abermals und bat Herrn Illien um einen Termin. Zum Glück fielen keine Renntermine auf das in Frage kommende Wochenende und so war die Verabredung schnell beschlossen.

Wir nahmen uns Sonntags in der Nähe von Brixworth ein Zimmer um rechtzeitig Montag morgen um 10 Uhr in der Firma zu sein.
Schon hier viel uns auf in welch Ländlicher Umgebung dieses High-Tech Zentrum der Formel 1 steht. Außer einigen kleineren Fabriken leben die Menschen in dieser Gegend überwiegend von der Landwirtschaft.
Am Montag waren wir dann Punkt zehn Uhr bei Ilmor. Der Pförtner war offensichtlich überrascht über unseren Fuhrpark, zwei Seven und eine Dodge Viper. Er schickte uns direkt auf die Parkplätze unmittelbar vor dem Empfangsgebäude.
Im Empfang mußten wir dann noch einige Zeit warten, Herr Illien war in einer Besprechung. Wir nutzten die Zeit mit dem lesen der ausgelegten Fachzeitschriften und dem beobachten der ein und ausgehenden Personen.
Ich muß sagen wir kamen uns reichlich deplaziert vor in unseren Jeans und Lederjacken zwischen all den „Schlipsträgern".
Nach einiger Zeit holte uns Herr Illien persönlich ab und geleitete uns in sein Büro. Wir unterhielten uns über den Baufortschritt meines Motors. Herr Illien hatte die Konstruktion offensichtlich noch gut im Kopf. Er sprach sofort noch einige Ihm wichtige Details an. So gab er mir noch den Tip die Hauptlagerböcke zusätzlich zu den Passhülsen im Gehäuse vorzuspannen.
Nach dem Gespräch begannen wir mit dem Rundgang durch die Firma.
Wir starteten in der Konstruktionsabteilung, dem Kopf der Firma. Hier arbeiten die Ingenieure mit 2D und 3D-CAD Systemen. Im 2D- Bereich wird, wie bei mir auch, das HP ME 10 eingesetzt. In der nächsten Zeit möchte Herr Illien die Konstruktion komplett auf 3D umstellen.
Die Konstruktion läuft im Wesentlichen so ab: Herr Illien entwirft einen Motor mit allen wichtigen Eckdaten an seinem CAD. Ein Team von ca. fünf Ingenieuren detailliert das ganze dann bevor es in die Arbeitsvorbereitung und in die Produktion geht.
Nicht alle am Motor Beteiligten wissen über alle Einzelheiten bescheid um einen Technologietransfer zu anderen Teams zu verhindern.
Beim anschließenden Rundgang durch die Fertigung fiel besonders die Sauberkeit der Arbeitsplätze auf. Ich glaube es gibt in England nur wenige Pups deren Tische sauberer sind als die Fußböden dieser Hallen.
Wer glaubt der Bau moderner Rennmotoren hätte etwas mit basteln, feilen oder Kanäle polieren zu tun sieht sich beim Anblick der hier aufgestellten Maschinen getäuscht.
Hier werden Einzelteile produziert und zwar rund um die Uhr. Der Großteil der unzähligen Bearbeitungszentren ist mit Palettenwechsler oder Roboterbestückung ausgerüstet.
Jedes Motorenteil wird nach Zeichnung innerhalb engster Toleranzen hergestellt. Änderungen und Verbesserungen werden immer zuerst Konstruiert und dann produziert. Nur so kann man wirklich gleiche Teile herstellen und auch bei der Menge der benötigten Motoren gleiche Qualität „produzieren".
Sogar die Werkzeuge also Fräser, Bohrstangen usw. werden von Fa. Ilmor selbst auf 5- bzw. 7-Achsen Werkzeugschleifmaschinen hergestellt um gleichbleibende und reproduzierbare Qualität zu erzeugen.
Zur Qualität gehört auch die Kontrolle, und so wird vom Materialeingang bis zum fertigen Teil jeder Arbeitsgang gegengeprüft.
Ich muß sagen daß ich aufgrund meiner Tätigkeit als Konstrukteur schon in vielen modernen Betrieben gewesen bin, aber eine solche Anhäufung von Hochtechnologie ist mir bisher noch nie untergekommen. Sie können mir glauben: „Mir blieb die Luft weg".
Gegen Ende des Rundganges besichtigten wir dann auch die Leistungsprüfstände. Hier werden alle montierten Motoren einer Prüfung unterzogen. Einer dieser Prüfstände ist mit Getriebe und einer Fahrzeugersatzmasse ausgerüstet. Auf Ihm lassen sich alle Rennkurse bis ins Detail per Computersteuerung simulieren.
Die letzte Station unserer Besichtigung war die Montagehalle der Motoren. Hier bauen 10 Teams mit jeweils zwei Personen je einen Motor zusammen.
Überraschend war daß hier nicht hochbezahlte Ingenieure sondern weitergebildete Werkzeugmacher, Maschinenbauer oder KFZ-Schloßer ihren Dienst verrichten. Leider konnten wir uns von der Gewissenhaftigkeit ihrer Arbeit nicht überzeugen da sie alle Motoren bei unserem Eintreten abdeckten.

Nach einem Kurzen Abschlußgespräch entließ uns Herr Illien dann auf unseren weiteren Weg nach Schottland.

Ich möchte die Gelegenheit benutzen mich hier, auch im Namen von Daniel Köster und Robert Becker, bei Herr Illien für den freundlichen Empfang zu bedanken.


F1 Prüfstand

Einer der Leistungsprüfstände.
Montiert ist ein McLaren Formel 1 Motor.

Ein V8-Turbo für die Amerikanische IndyCar Serie.

V8 Turbo

Kurbelwelle

Eine fertige Kurbelwelle
vor der Kurbelwellenfräsmaschine.

Ein aktueller F1-Motor bei der Montage.

Montage

Gespräch

Techniker im Gespräch.